Artefact? After Facts!
12–12–2016
Recommendation

Courtesy: Joe Dator and The New Yorker

Dieser Cartoon von Joe Dator, der im Auftrag des New Yorkers entstand, erfreute sich in den letzten Tagen großer Beliebtheit. Er zeigt auf, dass Fakten heute keinerlei Relevanz mehr haben. Lediglich der der am lautesten brüllt wird wirklich gehört „and get’s the points.“ Dieses Phänomen ist natürlich nicht neu, sondern gehört bereits zu den Aphorismen vergangener Generationen. Nach den aktuellen politischen Ereignissen scheint es dennoch relevanter denn je aufzuzeigen, inwiefern sich die (westlichen) Gesellschaften im Kreis drehen und was für Folgen dies haben kann. Wichtig ist hierbei jedoch auch, wie der New Yorker nun damit ebenso den diesjährigen Gewinner der US-Präsidentschaftswahl an den Pranger stellt. Der Cartoon verbreitete sich in Windeseile auf sämtlichen Facebook- und Instagram-Streams und wird zum Statement der Nutzer*innen, die es teilen. Doch was passiert hier eigentlich? Stellt das Teilen eines solchen Beitrags bereits ein politisches Statement, eine Meinung oder gar eine Kritik dar? Sicherlich gibt es auf diese Frage mehr als eine richtige Antwort. Wenn sich jedoch eines feststellen lässt, dann ist es, dass Trump nicht mithilfe von Fakten und Tatsachen gewonnen hat, sondern in dem er die Wähler dort traf, wo sie am schwächsten sind: in ihrer Angst und in ihrem Stolz.
Welchen Stellenwert haben Fakten dem nach noch im digitalen Zeitalter, wenn sie sich von Meinungen überrumpeln lassen und diese noch als Sieger der Schlacht hervorgehen?
Die Ausstellung After facts – Pudding Explosion rearticulated, die von Studierenden der Curatorial Studies der Städelschule und Goethe-Universität Frankfurt kuratiert wurde, stellt sich der gleichen Frage. Inspiriert durch den Headshop Pudding Explosion, den Peter Roehr gemeinsam mit Paul Maenz in den 68er Jahren in der Frankfurter Innenstadt betrieb, erfolgt an diesem Donnerstag eine Reenactment dieses Ladenkonzepts.
Das Sortiment in Roehrs Geschäft beinhaltete u.a. selbst produziertes Anti-Nazi-Spray, sowie Musikbuttons oder maoistische Manifeste – somit war dieser nicht nur Ort des Konsums, sondern auch der Identitäts- und Meinungsstiftung. After facts untersucht wie die Mechanismen von Waren- und Informationsaustausch in unserer heutigen Gesellschaft greifen und haben dazu zehn künstlerische Positionen eingeladen. Einen Headshop bespielen die Künstler*innen zwar nicht, aber dafür die Räumlichkeiten einer ehemaligen Apotheke im Frankfurter Westend. Einige der gezeigten Arbeiten wurden eigens für die Ausstellung produziert und setzen sich mit dem Raum als Verkaufsfläche und der dortigen Arzneimittelversorgung direkt auseinander. Während sich die Ausstellung ebenso der Frage widmet, ab wann ein Objekt zur Information wird, sind wir vor allem auf die Zeitung und den Katalog gespannt, die in diesem Zuge erscheinen. Wir wollen uns überraschen lassen welche Eigenschaft bei diesen Publikationen überwiegt. Ob After facts diese Vielzahl an Fragestellungen nur thematisiert oder auch darauf Antwort gibt, lässt sich bis zum 18. Dezember in der Mendelssohnstraße 66 erfahren. Who get’s the points?
After facts. Puddling Explosion rearticulated
8. – 18. Dezember 2016
artists
Thomas Baldischwyler, Thomas Bayrle, Max Eulitz, Zac Langdon-Pole, Anna McCarthy, Luzie Meyer, Jennifer Lyn Morone Inc., Peter Roehr, Alex Turgeon, Jasmin Werner
Mendelssohnstraße 56
60325 Frankfurt am Main