09–04–2019 Die Splitter aufsammeln Marburger Kunstverein Der Titel der Ausstellung Shifting Baselines im Kunstverein Marburg ist einem Konzept aus der Umweltforschung entlehnt, das auf den Meeresbiologen Daniel Pauly zurückgeht. Es beschreibt Verschiebungen der Art und Weise, wie innerhalb eines Systems gemessen wird. Orientierungswerte werden dabei nicht nur physisch, sondern auch abstrakt fixiert, beispielsweise über Fragen nach den moralischen Vorstellungen unseres Handels.
25–03–2019 Zwischen Zähnen und Zärtlichkeit Schirn Kunsthalle, Frankfurt Auch und gerade in schlammigen Schuhen sind Besuche*innen derzeit in der Schirn Kunsthalle Frankfurt willkommen. Das schwedische Video- und Soundkünstlerduo Nathalie Djurberg und Hans Berg erzeugen einen Raum, in dem man Luft holen kann, wenn die alltäglichen Masken das Innere zu ersticken drohen. „Cheer up“ mahnt das Gedicht, welches die Treppenstufen zur Ausstellung *A Journey through Mud and Confusion with small Glimpses of Air* hinaufleitet. Zu einer Reise durch Dunkelheit und bedrückende Süße.
01–03–2019 Mit Karl Marx kannst du dir auch nichts kaufen FILIALE, Frankfurt Als ich die Galerie Filiale in ihren neuen Räumlichkeiten in der Stiftstraße 14 aufsuche, fällt sie mir zuerst durch ihre große Fensterfront auf. Sie hat zunächst den Anschein eines weiteren Ladenlokals, das sich neben die vielen anderen Filialen der Innenstadt reiht. Beim Betreten blicke ich auf eine Theke mit einer eleganten, grünen Vase in der rote Anthurien blühen.
08–03–2019 Heitere Moderne am Main Museum Angewandte Kunst, Frankfurt Aus den Trümmern des Ersten Weltkrieges entwickelte sich in den expressiven 1920er Jahren in Frankfurt die Utopie einer Großstadt. Das Neue Frankfurt war in erster Linie ein allumfassendes Stadtmodernisierungsprojekt, das eine bauliche, gestalterische, kulturelle und geistige Neuausrichtung forderte und nicht ausschließlich als Reaktion auf die herrschende Wohnungsnot zu verstehen ist. Nicht zuletzt die Anbindung an die industrielle Moderne versprach eine Überwindung von Feudalität und dadurch eine Verbesserung der verkrusteten Verhältnisse in Deutschland.
18–02–2019 Wenn Nähe verschwimmt hinter Schalen Labor Opelvillen Rüsselheim Die ganze Ausstellung ist getaucht in buntes Licht, das die Konturen verwischt, und voller Stillleben, in denen etwas aufeinander pappt. Treibende Bataten, aufgesockelt auf Einmachgläsern, werden arrangiert mit kristallinen Objekten und Stücken schmelzender Regenbogenseife, die Pfropfen auf ihrer Schale bildet. Hybride wachsen aus diversen Materialien zu noch unerforschten Koexistenzformen.
15–02–2019 Die Verteidigung des Privaten Studiengalerie 1.357, Frankfurt Während des Kalten Krieges, versandte die schwedische Regierung präventiv die Broschüre Om kriget kommer („Wenn der Krieg kommt“) an die Bevölkerung, um vor einem möglichen sowjetischen Einmarsch zu warnen. Von überbordender Angst getrieben, handelte Karl-Göran Persson (1894-1975): er baute sein privates Haus in einen Verteidigungsbunker (Reduit) um. Es sollte das Königshaus, die Dorfbewohner und ihn selbst vor der etwaigen Gefahr der Invasion schützen
02–01–2019 Wenn der Spiegel trügt: White-Cube trifft Kanarienvogel PPC Philipp Pflug Contemporary, Frankfurt Als Impression Management bezeichnet man in der Sozialpsychologie die bewusste oder unbewusste Steuerung des Eindrucks den Personen auf ihre Umwelt machen: Anstelle eines persönlichen Charakters wird ein Image seiner selbst mit dem Ziel der strategischen Selbstrepräsentation vermittelt. Titelgebend für ihre aktuelle Ausstellung in der Galerie Philipp Pflug Contemporary stellt* Image Management *Jagoda Bednarskys Auseinandersetzung mit Strategien der Repräsentation ins Zentrum ihrer Malerei.
04–01–2019 Zwischen den Polen Galerie Schierke Seinecke, Frankfurt Als Gegensatz bezeichnet man ein Verhältnis äußerster Verschiedenheiten. Zwei Pole, die nicht weit genug voneinander entfernt liegen könnten. Doch sie ziehen sich an. Sie ziehen sich an, gerade weil sie gegensätzlich sind. Der Magnetismus durchbricht die Grenzen des Unvereinbaren und beweist die Notwendigkeit, sich mit dem Gegensatz seiner selbst zu verbinden
22–11–2018 Magie als Potential gesellschaftlicher Transformation fffriedrich, Frankfurt Die Türschwelle bildet den Übergang zwischen einer Außenwelt und einem Innenraum. Sie fordert die Entscheidung des Hinter-Sich-Lassens und Betretens einer den eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchenden Raumsituation. In der Ausstellung *Gentle Heterodoxy. Social Body and its Enchantment* markiert eine im Boden eingelassene Zeichnung diesen Schwellenmoment. Sie zeigt ein drittes Auge unterhalb eines pulsierenden Kleidungsstücks.
15–11–2018 (No) more words needed fffriedrich, Frankfurt Imagine, someone, speaking your readings and most intimate thoughts out loud. Well, there is someone who does this: Nora Turato. In her performance she uses written words, phrases and sentences she picks up from all kind of sources you can imagine – and melts them together.
08–10–2018 Paradiesische Insel In meiner Traumstadt können alle Menschen an Entscheidungen und Prozessen teilhaben und am urbanen Leben beteiligt sein. Es geht um Teilhabe durch demokratische und humane Orte, die für unsere Mitbewohner*innen und Touristen gedacht sind. In meiner Wunschstadt gibt es viele Zentren, Peripherien sind selbst wieder Mittelpunkte angrenzender Orte.
15–10–2018 Der Versuch zur Idenität zurückzukehren fffriedrich, Frankfurt Die Fotografie, die alles auslöste, ist unscheinbar, klein und hängt etwas unbeholfen gerahmt an der Wand. Sie stammt aus dem Buch „The Face of Madness“ von John Conolly, welches die erste Publikation war, die Fotografien aus der Psychiatrie des 19. Jahrhunderts beinhaltet – einer Zeit also, in der man meinte, Menschen aufgrund ihrer äußeren Erscheinung, ihrer Physiognomie wissenschaftlich kategorisieren zu können.
03–09–2018 Bad News, Fake News and How to Make a Porn Wiesbaden Biennale Samstag, 21.30 Uhr: Etwa 150 Personen haben sich auf dem Faulbrunnenplatz, unweit des Festival-Zentrums der Wiesbaden Biennale 2018, versammelt. Es ist bereits dunkel und nur zwei grelle Lichtquellen durchbrechen die diffuse Beleuchtung der Umgebung: Die blauen Neon-Lettern mit dem Schriftzug „Ihre Wiesbadener Volksbank.“ greifen mimetisch das Blaulicht des davor geparkten Polizei-Wagens auf. Einige Beamte haben sich mit skeptischem Gestus neben dem Fahrzeug platziert.
08–01–2018 Vive la Peinture? Matisse & Bonnard Städel Museum, Frankfurt Sie wollen in so eine richtig schöne Ausstellung mit lauter hübschen Gemälden – eine raumgewordene Illusion von Friedlichkeit, Nettigkeit und Freundschaft? Dann haben wir da was für Sie: *Matisse – Bonnard. Es lebe die Malerei*!, zurzeit im Städel Museum zu sehen.
13–03–2018 Rage Against the Machine? Frankfurter Kunstverein Wenn man die Schnur am richtigen Ende nimmt, kann man die Perlen so aufziehen, dass sich ein Collier bildet. Die einzelnen Perlen ergeben ein Ganzes und bedecken den Ausschnitt maßgerecht. Ihr Gesicht wird mit „suite“ kommentiert, ihre Lippen sind blass, ihr Teint zart und weiß. Sie lächelt stets devot, süßlich sind ihre schielenden Augen. Sie starren leer in den Raum: Vielleicht verträumt oder doch nur leblos und geisterhaft?
08–02–2018 Die Spur. Der Beweis! Die Wahrheit? Studiengalerie 1.357, Frankfurt In seiner Non-Academic Lecture Performance *Pixelated Revolution* entwickelt Rabih Mroué anhand von Handykamera-Aufnahmen von Scharfschützen aus dem syrischen Bürgerkrieg eine poetische Medientheorie des Todes. Auf der Suche nach der Identität der MörderInnen und dem Moment des Sterbens tastet er Bild für Bild, Pixel für Pixel ab. Stets auf der Suche nach dem entscheidenden Hinweis, dass der Filmende seine heroische Tat überlebt hat.
17–07–2017 In der Schneekugel tut der Aufprall nicht weh documenta 14, Kassel Es ist, als taumele man gegen Glaswände. Und nein, es ist *nicht *wie im Deutschen Pavillon der aktuellen Venedig Biennale. Der Gang durch die Räume der Neuen Galerie auf der documenta 14 in Kassel verläuft schleppend. In schummrig beleuchteten Ausstellungskabinetten wird die Geschichte einer deutschen Kultur- und Museumspolitik durch das Fernglas der documenta gezeigt.
14–06–2017 Vor dem grauen Haupt sollst du dich beugen Städel Museum, Frankfurt Humor als das Aufbegehren des Kleinen gegenüber dem unendlich Großen. Etwa so erscheinen Volker Döhnes Fotografien zwischen den rasterkonformen schwarz-weiß Aufnahmen der anderen Becherklässler in den ersten zwei Ausstellungsräumen im Städel Museum. Seine bonbonfarbenen Volkswagen und schiefen Einfamilienhäuser mit Tulpen im Vorgarten sind die Wiederaufbauknaller aus Remscheid, die dem in Grautönen gehaltenen Düsseldorf entgegenleuchten.
15–03–2017 Ist reden nicht immer die beste Lösung? KW Institute for Contemporary Art, Berlin Weltweit gibt es rund 6500 Sprachen laut dem Max-Planck-Institut in Leipzig. Doch auch, wenn es zunächst nicht so scheinen mag, stirbt die Sprachvielfalt aus. Der Grund dafür ist, dass viele ihre Lokalprache zugunsten einer Nationalsprache ablegen.
06–02–2017 Language as a Bomb Portikus, Frankfurt Am 4. Juli zelebrieren die Amerikaner ihren Nationalfeiertag. Walmart ist schon Wochen vorher mit allen möglichem Stars and Stripes Merchandise ausgestattet und man überlegt sich, wo man das schönste Feuerwerk sehen kann. Doch was wird zwischen Barbecue und Patriotismus zelebriert?